Geschichte des Jodlerklub Roggwil

Der Jodlerklub Roggwil wurde am 1. Juli 1913 gegründet. Im Gespräch zeigte sich, dass einige Männer das Verlangen hatten, singen zu können „was Herz und Seele bewegt“, was auch der einfache Bürger verstand. Robert Liechti fiel die Aufgabe zu, Gleichgesinnte einzuladen und er hatte bald die folgenden 7 Mann zusammen:

 

Liechti Robert

Liechti Franz

Lemp Fritz

Steffen Hans

Lemp Heinrich

Kohler Franz

Ryser Gottfried

 

Diese 7 Männer waren mit Begeisterung bereit, eine Art bodenständige Kunst zu pflegen und damit auch andere zu erfreuen. Als erster Dirigent konnte Lehrer Moser gewonnen werden, und am 20. Juli 1913 fand die erste Übung im Walde statt. Ein Jahr darauf brach der erste Weltkrieg aus, der für den Verein und das ganze Land grosse Schwierigkeiten brachte. Es fehlte die durchgehend funktionierende Leitung, und von den Mitgliedern war nur einer nicht dienstpflichtig.

 

Durch die Wahl eines neuen Leiters gelang nun ein guter Wurf: Lehrer Paul Haldemann konnte für diesen Posten gewonnen werden. Zugleich traten zwei neue Mitglieder, Schütz Ernst und Rohrer Otto bei, so dass nach kurzer Zeit der Jodlerklub ins „Blühen“ kam. Mit Paul Haldemann war eine initiative, strenge und musikalisch hoch stehende Leitung an die Spitze getreten. Der Aktivdienst hatte Abstumpfung, teilweise gleichgültige Einstellung ins bürgerliche Leben getragen. Zum ersten Mal wurde für die „Schlamperei“, nämlich für unentschuldigtes Fehlen, eine Busse eingeführt und es soll gebessert haben. Als Klublokal wurde das Restaurant „Gambrinus“ gewählt.

Am 24. Januar 1920 wurde der Klub auf sein Gesuch hin in den Bernisch-Kantonalen Jodlerverband aufgenommen, welcher 1917 gegründet wurde. Erstmals wurde die Teilnahme an einem Verbandskonzert in Bern gewagt. Bald traf eine Einladung zum Eidg. Schwing- und Aelplerfest nach Bern ein. Dieses Fest konnte leider wegen Maul- und Klauenseuche nicht durchgeführt werden. Dafür lagen aber bereits andere Einladungen vor.

 

1923 Eidg. Schwing- und Aelplerfest in Vevey, der „Waadtländer“ soll an diesem fest eine grosse Rolle gespielt haben. Er wurde auf offener Strasse serviert.

 

1924 Bernisch-Kantonales Jodlerkonzert in Bern. Als unser „Schlotterlied“ vorüber war, hatten wir das Gefühl, es hätte auch besser gehen können. Der Klub stand mit 6,33 Punkten im 3. Rang. Man schwelgte im Hochgefühl der Tat und zog noch im gleichen Jahr an das Eidgenössische nach Basel, wo bei einer Beteiligung von 20 Vereinen der 6. Rang erreicht wurde.

 

Dass für dasselbe Jahr noch 19 weitere Konzerte und Anlässe auf dem Programm

standen, war nun des Guten zuviel! Die grosse Belastung für alle, führte zu Spannungen.

Mit einigen Turbulenzen fand aber alles wieder zum Guten.

 

Am 24. Juni 1930 übte man das erste Mal mit Lehrer Fritz Stucker,

dem späteren Präsidenten des BKJV und EJV.

 

Von 1933 bis heute wurde bis auf wenige Ausnahmen praktisch jedes Jahr ein Jodlerfest besucht. In den letzten 25 Jahren wurde der Jodlerklub Roggwil immer mit der Note „sehr gut“ bewertet.

 

1970 wurde der Jodlerklub Roggwil in Willisau vom BKJV für 50 Jahre Mitgliedschaft geehrt.

 

1988 fand in Roggwil, anlässlich des Oberaargauischen Jodlertreffens, das 75-Jahr Jubiläum statt. Gleichzeitig wurde der bisher einzige Tonträger präsentiert, zusammen mit der Musikgesellschaft Roggwil.

Während 15 Jahren war Marie Theres Marti unsere Dirigentin und 1996 wurde sie, bei ihrer Demission, zur 2. Ehrendirigentin ernannt. Josef Birrer wurde 1979 zum 1. Ehrendirigenten erkoren.

 

2003 konnte der Jodlerklub Roggwil sein 90-jähriges Bestehen feiern und eine neue Tracht anschaffen.


Auszüge aus den Vereinsprotokollen (zum schmunzeln, lachen oder nachdenken!)

 

 Im Winter 1913/14 wurde wenig gesungen, da es an der Leitung fehlte.

 

Im Sommer 1914 brach der grosse Krieg aus, welcher noch jetzt tobt und wütet und kein Ende nehmen will. Dieser Krieg trennte unseren Verein ganz, da unsere Männer fast alle fürs Vaterland an die Grenze gerufen wurden und ohne Unterbruch dort weilten.

 

Im Sommer 1915 waren wir nur 3 Monate zu Hause, dann ging's wieder an die Grenze bis im Dezember. Nur ein Mitglied war nicht dienstpflichtig.

 

1916 wurden die ersten Statuten als Entwurf genehmigt.

 

Erster öffentlicher Auftritt an der Steckholzer Chilbi - April 1918: Der Klub ist immer noch nicht vollständig, da immer noch Sänger an der Grenze stehen.

 

Liechti Robert und Lemp Heinrich bescherten uns einige Liter Wein, welche sie nach unserer Betrachtung noch rückständig waren, da sie im Herbst 1917 ihre Ehe schlossen.

 

1. Übung mit Lehrer Haldimann: Es war zu bedauern, dass man die Leute nicht einmal zu dieser Übung bringen konnte. Man konnte sehen, dass da bei etlichen Mitgliedern einfach so eine Schlamperei eingetreten ist, was sofort beseitigt werden muss. Es wurde beschlossen, eine Busse von 50 Cts. einzuführen.

 

Erstes Konzert mit der Musikgesellschaft am 23./24. März 1919. Honorar Fr. 30.-

 

Erstes Spitalsingen im Juni 1919

 

Erstes Konzert im Februar 1920. Eintrittsgeld Fr. 1.50.

 

Im April 1920 wurden die ersten Fr. 300.- auf die Bank in Langenthal gebracht. 

 

Anfragen von Melchnau, Herzogenbuchsee und Bützberg wurden abgesagt,

da zu viele Auftritte dem Ruf des Klubs schaden könnten.

 

Die Besoldung des Dirigenten wird auf Fr. 3.- erhöht. 

 

Am 8. Mai 1920 nehmen wir am Verbandskonzert in Bern teil

mit dem Lied „Bärnerland bhüet Gott“.

 

30. Oktober 1920 Mitwirkung am Turnerabend in Olten. Honorar Fr. 50.-. Es war sehr langweilig in Olten. Am schönsten war der Fussmarsch vom Bahnhof Langenthal nach Roggwil.

 

Im Dezember 1920 wurden die Statuten den Verhältnissen angepasst.

 

Am 29. März 1921 wurden die Mutzli für Fr. 30.- den Sängern abgekauft

und sind nun Eigentum des Vereins. 

 

Erste Jodlerreise am 4. Juni 1921 in die Innerschweiz, verbunden mit einem Konzert im „Löwengarten“ in Luzern. Bei dieser schönen Kulisse wurde die erste Klubfoto gemacht.

 

27. November 1921 Konzert mit der Musikgesellschaft Harmonie im Casino in Langenthal.

 

Konzert am 14. Februar 1922 mit den Liedern: "Luschtig sy", "Der Gugger", "Dä liess ig y", "Üse Aetti", "Echojodel" und "Jetzt ihr Bauern". Mit der Kapelle „Stocker Sepp“ aus Zürich für Fr. 170.- was etwas teuer war, aber sie spielten von abends um 8 Uhr bis morgens um 6 Uhr.

 

Am 11. / 12. und 18. November 1922 wird das Theater „Der letzte vom Mattenhof“ aufgeführt.

 

Hauptversammlung im Dezember 1923: Nach der Versammlung ergibt der zweite Teil fröhliches Vereinsleben bis um 6 Uhr am Morgen.

 

Hauptversammlung im Januar 1923: In die Wahl kommt unser Sekretär,

da er seines Amtes nicht gewachsen ist.

 

Im Februar 1931 wird ein Maskenball mit Konzert im „Rössli“ durchgeführt.

 

Unser Dirigent, Fritz Stucker wird zum Präsidenten des

Bernisch-Kantonalen Jodlerverbandes gewählt. 

 

1933 wurde vom Eidg. Verband ein Verbandsabzeichen herausgegeben, das von unserem Klubmitglied Fritz Stucker entworfen wurde.

 

Nach der Hauptversammlung vom Februar 1934 wurde von der Kasse ein zünftiges Zvieri sowie etliche Liter Wein bezahlt. Als dem Essen und Trinken entsprochen war, stellten die Kameraden Lanz und Müller ihre Autos zur Verfügung. Die Fahrt ging zuerst nach Wolfwil, wo es aber zu wenig lebhaft zuging, so dass wir uns bald nach Olten verzogen. In Olten ging es an verschiedenen Orten lustig zu und wir liessen noch manches frohe Lied hören. Auf alle Fälle muss es fidel gewesen sein, sonst wäre ein Auto nicht erst gegen Morgen heimgekommen.

 

Hochzeitsständchen am 7. August 1945: Leider waren wir nicht gerade gut beisammen für diesen gemütlichen Anlass. Wir hatten keinen Jutzer, da Balz Kobi nicht unter uns war. Geiser Werner und Frau Schärer mussten obenaus singen. Nun es ging auch so ganz gemütlich.

 

Versammlung Oktober 1945: Wir bezahlten Erwin Zürcher Fr. 75.- aus der Klubkasse für das Kostgeld bei Widmer. Mit seinem kleinen Lohn kann Zürcher das nicht begleichen. Es wurde auch kein anderer Kostgeber gefunden.

 

Am 8.11.1954 Reise mit Ständchen in Niederdorf BL und Schupfart, anschliessend Konzert in Effingen AG und auf der Heimfahrt noch Reklamesingen im Lohhof in Oftringen.

 

Dirigent Terretaz sagt, er dürfe sich nicht immer so anspannen lassen, seine Frau sage immer, er sei von 52 Sonntagen im Jahr 53 nicht daheim.

 

Hauptversammlung 5. März 1955: Das Dirigentenhonorar wird auf Fr. 10.- festgelegt. Zum Nachtessen gibt es Cotelettes ,Teigwaren und Salat. Es kostet Fr. 3.50 und wird von der Kasse bezahlt.

 

27.9.1956: An Vreni Siegrist wird ein Beitrag von Fr. 100.- ans Zügeln und restliches Bahnabonnement bezahlt.

 

Zwischen 1958 und 1964 wurde mit dem Jodlerdoppelquartett Langenthal zusammengearbeitet, weil Dirigent Terretaz beiden Klubs vorstand.